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Freitag, 03 März 2017 04:56

Nicht nur Samba

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Für den Karneval von Rio ist es ungewöhnlich, dass versucht wird eine kritische, politische Botschaft zu transportieren. Ausgerechnet eine der bekanntesten Samba-Schulen, Imperatriz Leopoldinense, sorgt dieses Jahr für Aufsehen indem sie auf die Nöte der Xingu aufmerksam macht.

Brasilien geht durch eine der härtesten politischen Krisen seit Langem: Erst kürzlich sorgte ein Polizei-Streik für eine Welle der Gewalt. Korruption zermürbt das Land und die Kosten der Fußball-Weltmeisterschaft führen heute zu Sparmaßnahmen im Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsbereich.

Dieses Jahr hat der Karneval von Rio bereits ungewöhnlich begonnen: Der neue, streng religiöse Bürgermeister von Rio, Marcelo Crivella, gleichzeitig Bischof der extrem konservativen, evangelikalen Gruppierung Igreja Universal do Reino de Deus erschien nicht zur traditionellen Schlüsselübergabe, mit der das Ereignis eröffnet wird.  Statt dessen übernahm nach einigen Stunde Wartezeit der Kulturbeauftragte der Stadt, Nilcemar Nogueir, die Schlüsselübergabe. Offiziell wurde das Fernbleiben Crivellas mit der Pflege seiner kranken Frau begründet. Es wurden jedoch schon die Tage zuvor Gerüchte laut, wonach Crivella die traditionelle Karnevals-Eröffnung boykottieren könnte.

Das Fernbleiben Crivellas war jedoch nicht das einzige ungewöhnlich Ereignis dieses Jahr. Auch sonst ist der Karneval von Rio 2017 politischer als üblich. Die Samba-Schule Imperatriz Leopoldinense stelle die in Bedrängnis geratenen Ureinwohner in den Mittelpunkt, was Proteste durch die Agrar-Lobby hervorrief. Das würde, so heißt es, die brasilianische Agroindustrie in Verruf bringen.

Imperatriz Leopoldinense reagierte auf Kritik diverser Interessenverbände mit einer öffentlichen Stellungnahme: „Wir werden über den reichen Beitrag der indigenen Völker des Xingu zur brasilianischen Kultur sprechen und gleichzeitig eine Botschaft des Schutzes und Respekts gegenüber der Natur und Artenvielfalt vermitteln“.

Auch heute noch dehnen sich die Anbauflächen für Reis, Soja und Getreide weiter aus, auch auf Kosten des Regenwaldes und der traditionellen Lebensräume indigener Völker Brasiliens. Die Landwirtschaft ist jedoch nicht die einzige Bedrohung:

Mit Belo Monte am Fluss Xingú im nordbrasilianischen Bundesstaat Pará soll der drittgrößten Staudamm der Welt entstehen. Ureinwohner und Umweltschutz-Organisationen protestieren seit langem gegen das Projekt. Die in der Region lebenden indianischen Volker fürchten um ihre traditionelle Lebensweise und Umweltschützer warnen vor irreparablen Schäden am Ökosystem.

Einer der Sprecher der Ureinwohner, der 86-jährige Raoni Metuktire warnte in Rio vor dem Belo-Monte-Staudammprojekt. Der Sprecher, der seine Rede in seiner indigenen Sprache hielt, und von seinem Enkel übersetzt wurde, dankte der Sambaschule Imperatriz Leopoldinense für ihre Unterstützung bei der Parade dieses Jahr.

Nicht nur politisch

Auch wenn es beim diesjährigen Karneval von Rio ungewöhnlich politisch zuging, war er noch immer das heiße Fest voller Rhythmus, Lebensfreude und Erotik.

Für ein kleines Aufsehen sorgte auch die Austro-Brasilianerin Janaina Krauskopf, die mit Bodypainting auftrat und ihr letztes kleines Bekleidungsstück, ein Klebestreifen, der sie im Intimbereich bedecken sollte dann den Gesetzen der Physik gehorchte. Die in Wien lebende Tänzerin nimmt jedes Jahr als Königin der Bateria der G.R.E.S. Unidos de Bangu am Karvneval von Rio teil. "Ich bin in eine samabaschule fast geboren. Meine ganz Familie ist von einer Sambaschule", so die Rainha da bateria (Deutsch: Batterie-Königin). Da komplette Nacktheit bei den Auftritten nicht erlaubt ist, machte sie sich auch Sorgen, das Missgeschick könne Punkteabzüge bringen. Als gelernte Österreicher wissen wir ja, dass fehlerhafter Klebstoff nicht nur die Wahl der besten Samba-Schule, sondern auch andere Wahlen gefährden kann.

Janaina Krauskopf und ihre Unidos de Bangu 2017
Janaina Krauskopf und ihre Unidos de Bangu 2017 (Foto: Unidos de Bangu)

Beim Karneval geht es auch um Wettkampf. Vor Allem aber um Lebensfreude, Musik, Tanz, Erotik, wie die Bilder von Fernando Frazão (Agência Brasil) zeigen:

 

Karnveval von Rio 2017
Barocker Pracht-Wägen auf der Parade der zeigt, wie viel Arbeit alleine schon im Bau der Wägen steckt  (Foto: Fernando Frazão/Agência Brasil)
Karnveval von Rio 2017
Nicht nur Frauen machen eine gute Figur auf den Wägen bei der Parade in Rio (Foto: Fernando Frazão/Agência Brasil)
Karnveval von Rio 2017
Ein Wagen, der einen Hauch von Orient nach Rio bringt (Foto: Fernando Frazão/Agência Brasil)
Karnveval von Rio 2017
Nicht alle Samba-Tänzerinnen in Rio sind spärlich bekleidet (Foto: Fernando Frazão/Agência Brasil)
Karnveval von Rio 2017
Gerüchten zufolge soll auch Neptun ein begeisterter Samba-Tänzer sein (Foto: Fernando Frazão/Agência Brasil)
Karnveval von Rio 2017
Diese Samba-Tänzerin wirkt, als würde sie sich schon auf den Sieg beim Karnveval von Rio 2017 freuen (Foto: Fernando Frazão/Agência Brasil)

 

Da der Karneval von Rio für die Samba-Schulen aber auch Prestige ist, und gute Platzierungen dabei helfen finanzielle Mittel zu sichern, hier noch das Ergebnis. Mittlerweile steht auch die Gewinner-Gruppe fest: Gewonnen hat in der Gruppe 1 den Karnval von Rio 2017 die Sambaschule Portela. Portela trat mit rund 3400 Tänzern und Musikern auf und hatte das Flussleben Brasiliens als Thema. Die Tänzer waren überwiegend blau-weiß gekleidet und stellten die Fische der brasilianischen Flüsse dar. Auch die Umweltkatastrophe von Marina 2015, bei der der Damm eines Rückhaltebeckens brach und der Fluss Rio Doce über hunderte Kilometer mit Giftschlamm verseucht wurde und 19 Menschen starben, war Thema des Auftritts bei der 19 Menschen starben Die mit 22 Titeln meistgekrönte Karnevalsgruppierung der brasilianischen Metropole gewann in knapper Entscheidung der Richter den Wettstreit der zwölf besten Sambaschulen - dank ihres Auftritts mit etwa 3400 Tänzern und Musikern. Ihr Thema: das Flussleben Brasiliens.

Größtenteils blau und weiß gekleidet stellten die Sambatänzer von Portela die Fische der brasilianischen Flüsse dar. Die Wagen des Karnevalszuges thematisierten auch die Umweltkatastrophe von Mariana, bei der 2015 nach einem Dammbruch in einem Rückhaltebecken des Bergwerkunternehmens Samarco 19 Menschen starben. Der Fluss Rio Doce wurde auf 650 Kilometer Länge durch Giftschlamm verseucht.

Portela wurden 1923 und gewann 22 Titel – ist also eine der erfolgreichsten Samba-Schulen. Sie vertritt das Viertel Madureira, welches als Wiege der Samba gilt. Ihren letzten großen Triumph hatte aber die Samba-Schule 1984 bei der Eröffnung der des Sambódrom.

Aber auch die Sorgen der Austro-Brasilianerin Janaina Krauskopf ob ihres kleinen „Unfalls“ waren unbegründet. Die Unidos de Bangu gewannen in der 2. Gruppe. Die Unidos de Bangu wurden 1937 gegründet, musste jedoch zwischen 1998 und 2012 aufgrund interner Probleme pausieren. Die jetzt in der 2. Gruppe gereihte Samba-Schule steigt mit dem Sieg 2018 auf.

Carnaval de Viena

Aber nicht nur in Brasilien wurde zu heißen Samba-Rhythmen gefeiert. Auch wenn in Österreich der Fasching traditionell etwas anders abläuft, hat der berühmte Carnaval do Rio so große Strahlkraft, dass es auch in Österreich einige Parties und Feste mit brasilianischem Flair gab. So gab es auch eine Party rund um www.achebydunia.at

 

 

 

Letzte Änderung am Freitag, 03 März 2017 08:16
Redaktion

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