Stephanus gilt als der erste Märtyrer der katholischen Kirche. Das Fest zu seinem Gedenken - das auch heute noch mit der Farbe Rot gefeiert wird - kam im 4. Jahrhundert auf und verbreitete sich nach und nach in der Ost- und Westkirche.
In Österreich ist der Stefanitag ein Feiertag. Hier genießt dieser Tag einen hohen Stellenwert, wie auch der Stephansdom in Wien (ein touristisches Wahrzeichen) zeigt.
Wir glauben, dass der 24. und 25. Dezember Tage sind, an denen wir uns über die Ankunft Jesu freuen, aber warum sollten wir ein trauriges Ereignis wie den Tod von Stephanus am 26. Dezember feiern?
"Der Stefanitag erinnert uns, dass Weihnachten nicht nur ein Fest der frommen Besinnung ist, sondern auch der Bereitschaft, bis zum Schluss am Glauben festzuhalten", erklärt Toni Faber, Dompfarrer von St. Stephan, in einem Interview mit der österreichischen Zeitung Kurier.
Stephanus wurde von einem wütenden Mob durch die Straßen Jerusalems geführt und vor den Stadtmauern zu Tode gesteinigt. Was die Menge dazu veranlasste, Stephanus aus der Stadt zu schleppen und ihn zu steinigen, war sein Zeugnis über die (zumindest teilweise) Erfüllung dessen, was Jesus zuvor zu Kaiphas gesagt hatte.
Stephanus verkündete, dass er gerade "den Menschensohn gesehen hat, der zur Rechten Gottes sitzt" (Apg 7,56). Das war der Moment, in dem seine Ankläger sich nicht mehr zurückhalten konnten. Sie schrien und stürmten auf ihn zu. Sie bezichtigten ihn, der Gotteslästerung und verurteilten ihn zum Tode.

Wie Jesus vertraute Stephanus der Bibel zufolge im Augenblick seiner Hinrichtung auf Gott und vergab denen, die ihn töteten. "Herr, nimm ihnen diese Sünde nicht übel", waren die letzten Worte des Heiligen, wie die Apostelgeschichte berichtet (7.60).
Dieser Tag ist nicht zu verwechseln mit dem Boxing Day, der ebenfalls am 26. Dezember gefeiert wird. Der Boxing Day stammt im Gegensatz zum Stefanitag aus dem Commonwealth of Nations und wird im Vereinigten Königreich, in Uganda, Hongkong, Australien, Kenia, Kanada, Neuseeland und Südafrika gefeiert. Der Begriff Boxing Day ist mit der Notwendigkeit verbunden, dass die Menschen am Tag nach Weihnachten die Geschenkverpackung entsorgen.

Traditionen am Stephanstag in Österreich
Kärnten: Pferde und Ausritte
In Kärnten ist es Brauch, einen Stephansritt zu unternehmen und die Segnung der Pferde und Reiter vorzunehmen. Die Dorfbewohner führen ihre Pferde feierlich durch das Dorf, wo sie vom Priester gesegnet werden. Dieser Brauch geht auf die Kelten zurück.
Oberösterreich: Störibrot (Störi-Brot)
Brot aus Weizenmehl, hellem Roggenmehl und Anis wird nur am Stefanitag gebacken. Früher besuchten die Menschen ihre Schwiegereltern, um das Brot zu schneiden und zu kosten. Heute ist es üblich, ein Weihnachtsmenü zu servieren: Gans mit Apfelmeerrettich und Gnocchi.
Oberösterreich / Salzkammergut: Trinkritual "Krambamperlbrennen".
Das Krambamperlbrennen ist eine ganz besondere Tradition der Wirtshauskultur am Stefanitag in Hallstatt (Salzkammergut - Oberösterreich).
Nach dem Besuch der 10-Uhr-Messe gehen die Menschen in die örtlichen Wirtshäuser, wo sie den bekannten Krambambuli aus der örtlichen Brennerei "Krampamperl" trinken.
Krambambuli ist eine tiefrote Spirituose, die aus Brandy und Wacholderbeerenextrakten hergestellt wird. Der Name Krambambuli stammt von dem Wort Krandewitt (Kranichholz, ein anderer Name für Wacholder) und dem walisischen Wort blamp (Geist).
Die Hallstätter schütten Krambambuli in ein Glas, zünden es an und stellen es auf ein Fichtengestell. Eine Gabel mit Würfelzucker wird über den brennenden Glas gefestigt. Krambambuli wird heiß und süß von den Einheimischen getrunken und dabei Weihnachtslieder gesungen.