Die Konferenz begann mit den Worten von Herrn Peter Haider, dem Präsidenten der Österreichischen Föderation für den Weltfrieden, der die tiefe Bedeutung der Weltwoche der interreligiösen Harmonie betonte. Vorgeschlagen von Ihrer Majestät König Abdullah II. im Jahr 2010, hat diese jährliche Initiative, die in der ersten Woche im Februar stattfindet, zum Ziel, das Verständnis, den Respekt und die Zusammenarbeit zwischen Menschen aller Religionen zu fördern. Die Konferenz, aufgrund der weltweiten Pandemie um zwei Jahre verschoben, gewann 2024 an Bedeutung.
Aufbau eines Friedensnarrativs in Zeiten globaler Krisen
Dr. Afsar Rathor, ehemaliger UN-Diplomat und Präsident von LIOS-SOIL, bereitete den Boden, indem er das zentrale Thema vorstellte: "Aufbau eines Friedensnarrativs in Zeiten globaler Krisen". Er betonte die entscheidende Rolle, die Religion bei der Erreichung des Friedens und der Förderung der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) der Vereinten Nationen spielen kann. Dr. Rathor teilte überzeugende Beispiele, wie religiöse Werte wie Mitgefühl, Großzügigkeit und Umweltmanagement entscheidend dazu beitragen können, wichtige globale Herausforderungen wie Armut, Ungleichheit und Klimawandel anzugehen.
Die Rolle der Religion im Kampf gegen Extremismus
Jean Luc Lemahieu, Vertreter des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, betonte die fundamentale Rolle der Religion bei der Schaffung eines positiven Narrativs von Frieden und Toleranz. Er unterstrich die dringende Notwendigkeit, extremistischen und hasserfüllten Diskursen entgegenzuwirken, indem die Stimmen der Mäßigung innerhalb der religiösen Gemeinschaften verstärkt werden. Zudem hob Lemahieu das Potenzial des religiösen Engagements hervor, die tiefen Ursachen von Konflikten anzugehen, einschließlich sozialer, wirtschaftlicher und politischer Missstände.
Leidenschaftlicher Appell zur globalen Zusammenarbeit
Exzellenz Frau Rana Abida hielt eine leidenschaftliche Rede und betonte die Aktualität des Konferenzthemas angesichts mehrerer globaler Krisen. Sie unterstrich eloquent die wichtige Rolle der interreligiösen Harmonie für den Frieden und die Bewältigung drängender globaler Fragen wie Hunger, Armut und Gerechtigkeit. Frau Abida forderte eine koordinierte globale Zusammenarbeit, um den spaltenden Kräften zu widerstehen und gemeinsam eine friedlichere Welt aufzubauen.
Christliche Perspektive: Vergebung, Selbstprüfung und Vernetzung
Professor Dr. Johannes Huber teilte tiefgreifende Gedanken und konzentrierte sich auf drei Schlüsselüberlegungen aus christlicher Sicht: Vergebung, Selbstprüfung und die Vernetzung des Universums. Er erforschte das Konzept der Vergebung im Christentum und betonte die Notwendigkeit einer täglichen Reflexion, um Elend zu vermeiden. Dr. Huber vertiefte sich auch in die quantenmechanischen Aspekte des Lebens und schlug eine mögliche Verbindung zwischen quantenbiologischen und spirituellen Aspekten vor.
Islamische Perspektive zu interreligiösen Beziehungen
Als Fortsetzung der Erkundung verschiedener Perspektiven gab Professor Dr. Hussain-Mohi-Ud-Din Qadari, Vizepräsident der Universität Minhaj, Lahore, eine differenzierte Untersuchung der interreligiösen Beziehungen aus islamischer Sicht. Dr. Qadari betonte vier entscheidende Dimensionen und forderte dazu auf, die verschiedenen Perspektiven zu schätzen, die religiöse oder säkulare Natur der beteiligten Gemeinschaften zu berücksichtigen, die historischen Interaktionen zu verstehen und die religiösen Texte zur Auseinandersetzung mit anderen Gemeinschaften zu prüfen.
Basierend auf den islamischen Lehren verwies Dr. Qadari auf koranische Verse, die die Einheit und den Respekt gegenüber verschiedenen Religionen betonen. Er betonte den gemeinsamen göttlichen Ursprung der Religionen und forderte die Einheit unter Anhängern verschiedener Glaubensrichtungen. Historische Ereignisse wie die Migration nach Abessinien wurden angeführt, um die Verteidigung des Propheten Mohammed für das Zusammenleben mit Anhängern anderer Religionen zu illustrieren.
Förderung der Harmonie in aktuellen Herausforderungen
Im Kontext der zeitgenössischen Herausforderungen erweiterte Dr. Qadari die Diskussion auf den Umgang mit Minderheiten in Pakistan. Er betonte das Engagement des Gründers dieses Landes hinsichtlich der üblichen Praktiken im Bereich der Gerechtigkeit für Minderheiten sowie die verfassungsmäßigen Schutzvorkehrungen gegen Diskriminierung aufgrund von Religion, Kaste oder Geschlecht.
Dr. Qadari plädierte für eine Bewegung der Liebe, die sich gegen die bloße Toleranz zugunsten echten Respekts und Verständnisses ausspricht. Seine Vision beinhaltet, dass Gemeinschaften gemeinsam daran arbeiten, Konservatismus, Engstirnigkeit und Hass durch gemeinsame Anstrengungen und gegenseitigen Respekt zu überwinden.
Verständnis der Geschichte für eine friedliche Zukunft
Für Prof. Dr. Elmar Kuhn, Präsident Coalition of Faith-Based Organizations Central-Europe, bildet ein tiefes Verständnis unserer Geschichte eine entscheidende Grundlage für den Aufbau einer friedlichen Zukunft. Ohne dieses Verständnis für unsere gegenwärtigen Umstände wird die Erreichung einer harmonischen Zukunft zu einer herausfordernden Aufgabe. Kuhn betonte die Notwendigkeit, historische Fakten zu untersuchen, insbesondere solche, die von Negativität geprägt sind, um die komplexen Dynamiken zwischen verschiedenen religiösen und kulturellen Gemeinschaften zu navigieren. Indem er die gefährlichen emotionalen Auswirkungen von Hassnarrativen beleuchtete und Beispiele für Kontexte wie ISIS, Hamas und historische Vorurteile im Christentum anführte, plädierte Kuhn für ein kollektives Geschichtsbewusstsein als Mittel zur Förderung von Toleranz, Zusammenarbeit und letztendlich einer friedlicheren Koexistenz.
Religionen als Agenten positiven Wandels
Kuhn betonte die enorme Herausforderung, Hassnarrativen durch einfache Argumente zu begegnen. Religionen könnten eine entscheidende Rolle bei der Förderung positiver Ereignisse von Hoffnung und Versöhnung spielen, die das Leben bejahen. Nach Kuhn erfordert die Auseinandersetzung mit Hassnarrativen, über Vernunft und Intellekt hinauszugehen, um Emotionen und Überzeugungen anzusprechen.
Indem er auf die Dringlichkeit des internen und externen Dialogs zwischen religiösen Gemeinschaften hinwies, forderte Kuhn die Förderung des Respekts vor der Vielfalt. Gleichzeitig sollten religiöse Überzeugungen in Ehrlichkeit verankert und eine Kultur des Diskurses gefördert werden. Er glaubt, dass dies dazu beitragen wird, emotionale Darstellungen des Terrors und des Hasses mit positiven Schilderungen von Leben und Versöhnung zu überwinden.
Nach Prof. Dr. Elmar Kuhn sind wir alle Schöpfungen und haben die gleiche Identität als Menschen, und der einzige zentrale Punkt ist die Bildung, die auf Werten, Ethik und Religionen basiert. "Es muss Wege des Dialogs in Schulen geben, um zu lernen, wie man miteinander spricht, in Kontakt tritt und den anderen respektiert. Wenn man es als Kind nicht lernt, wird man es nie als Erwachsener lernen."
Interreligiöser Chor für den Frieden "Peace Prayer Mandala"
In der zweiten Hälfte des Programms erklangen die Stimmen des Interreligiösen Chors für den Frieden, von Ira Lauren, die interreligiöse Hymne "Friedensgebet Mandala" (Peace Prayer Mandala). Dieses musikalische Intermezzo, gleichermaßen harmonisch und nachdenklich, bereitete den Boden für die Fortsetzung der tiefgreifenden Debatten vor.
Anschließend eröffnete Marlies Ladstätter, die Präsidentin der IAYSP Österreich, die zweite Gesprächsrunde, indem sie die Bedeutung von innerem Frieden und Harmonie betonte. Diese erstrecken sich über die individuelle Ebene hinaus und schließen das Umfeld sowie die Umwelt mit ein.
Prof. Dr. Ille Gebeshuber: Umgang mit globalen Krisen
Die renommierte Referentin, Prof. Dr. Ille Gebeshuber, Professorin am Institut für Angewandte Physik der Technischen Universität Wien und zugleich Präsidentin des Katholischen Akademiker:innen Verbands Österreichs, vertiefte sich in die vielschichtigen Herausforderungen, mit denen die Menschheit im 21. Jahrhundert konfrontiert ist. Vom Bevölkerungswachstum über den Klimawandel bis hin zu Konflikten charakterisierte sie diese Probleme als miteinander verbundene Krisen. Prof. Gebeshuber beleuchtete den abnehmenden Wert der Demokratie angesichts moderner technologischer Möglichkeiten, die zu sozialen Ungleichheiten beitragen.
Um diesen komplexen Herausforderungen zu begegnen, hob sie die Notwendigkeit umfassender Lösungen hervor, die die Wechselwirkungen innerhalb natürlicher und sozialer Systeme berücksichtigen. Aus den Lehren der Religionen schöpfend, verwies Prof. Gebeshuber auf die Enzyklika "Laudato Si" von Papst Franziskus und betonte die Bedeutung klarer und vorhersehbarer Ziele mit direkter politischer Verantwortung, um Umweltprobleme wirksam anzugehen. Sie plädierte dafür, tausend kleine Schritte anstelle von verzögerten Maßnahmen zu unternehmen, wobei engagierte Einzelpersonen konkrete Pläne für eine nachhaltige Zukunft entwickeln.
Um die Rolle der Religion bei der Friedensförderung zu illustrieren, zitierte Prof. Gebeshuber einen biblischen Vers aus dem Levitikus, der Mitgefühl, Großzügigkeit und soziale Gerechtigkeit fördert. Darüber hinaus beschwor sie das Konzept der Lebensreverenz von Albert Schweitzer und betonte die Verbindung und gemeinsame Verantwortung aller lebenden Wesen.
In der Schlussfolgerung erklärte Prof. Gebeshuber, dass Konflikte, oft politisch motiviert, aus menschlicher Sicht vermeidbar sind. Sie forderte einen rationalen Ansatz für den Frieden und erklärte die Identifizierung und Beseitigung möglicher Konfliktfaktoren. In ihrer Rede unterstrich sie die Bedeutung der Schaffung eines Friedensnarrativs, das auf Wahrheit, Mitgefühl und Respekt vor dem Leben beruht.
"Wie können Kriege verhindert werden? Durch das Fehlen von drei grundlegenden Faktoren, die eine Krise auslösen können: Ressourcen, Kultur und Religion. Nur wenn wir auf allen drei Ebenen Frieden schaffen, werden wir Frieden haben", sagte Prof. Dr. Ille Gebeshuber.
"Wir haben der Natur nicht den Krieg erklärt. Die Natur hat uns den Krieg erklärt... Die Natur verfügt über hochintelligente Begrenzungsmechanismen und leider sind viele planetarische Grenzen durch unser Handeln, unsere Produktion und vielfach auch durch unsere Vernachlässigung unserer Abfälle bereits überschritten", so Dr. Gebeshuber.
Interkonfessionelle Harmonie in Albanien: Ein einzigartiges Modell
Anschließend sprach Prof. Manjola Zaçellari, Professorin für Linguistik (Mehrsprachigkeit und interkultureller Dialog) an der Universität Aleksander Moisiu in Durres (Albanien). Sie bot einen Einblick in den einzigartigen Fall der interreligiösen Harmonie in Albanien, einem Land, das für sein vorbildliches Modell religiöser Toleranz und Koexistenz bekannt ist.
Prof. Zaçellari betonte den historischen und geografischen Kontext Albaniens, der eine Schnittstelle verschiedener Kulturen und Religionen darstellt. Während sie auf die Vielfalt der religiösen Traditionen und die Koexistenz von Muslimen, Christen und anderen Gemeinschaften hinwies, betonte sie die traditionelle Praxis des gegenseitigen Respekts und der Zusammenarbeit. Sie hob die Rolle der Familie als wichtigen Faktor für die Förderung der interreligiösen Harmonie hervor, indem sie Beispiele aus dem albanischen Kontext vorstellte.
Professor Zaçellari hob Bildungsinitiativen in Albanien hervor, die darauf abzielen, interreligiöses Verständnis und Respekt zu fördern, und unterstrich die Notwendigkeit, weiterhin in die Bildung als Schlüssel zur Aufrechterhaltung der interreligiösen Harmonie in der Gesellschaft zu investieren. In ihrem Beitrag hob sie die Bedeutung konkreter Maßnahmen auf individueller und institutioneller Ebene zur Stärkung der Grundsätze von Toleranz und Dialog hervor.
Kooperation auf globaler Ebene und Mitgefühl: Die Bemühungen von URI für den Frieden
Elisabeth Maria Ziegler-Duregger, Vertreterin von URI Austria, Verein „Bildung bringt Frieden“ teilte ihre Erfahrungen mit der Initiative United Religions (URI), einer weltweiten Organisation, die die Zusammenarbeit zwischen Menschen aus mindestens drei verschiedenen Religionen fördert, die sich für das Wohl des Planeten engagieren.
Frau Ziegler-Duregger betonte die Bedeutung der Förderung nicht nur des Friedens, sondern auch der Freundschaft zwischen Religionen und Kulturen. Eines der bedeutendsten Projekte, das während ihres Vortrags angesprochen wurde, war die Unterstützung von 725 Kindern, Frauen und Älteren, die seit 12 Jahren in Zelten im Norden Syriens leben. Das Ziel des Projekts ist es, lebenswichtige Ressourcen wie Nahrung, Wasser und Sanitärversorgung bereitzustellen.
Das Publikum zu einer symbolischen Reise einladend, ermutigte sie alle, über ihre Herzen nachzudenken und Raum für Empathie und Mitgefühl zu schaffen. Jenseits kultureller und religiöser Unterschiede können Liebe und Fürsorge Gefühle der Hoffnung für die Bedürftigen vermitteln.
Elisabeth Maria Ziegler-Duregger stellte das Projekt "Cultivar la esperanza" vor, das dazu ermutigt, Bäume in Syrien als Symbol für Zukunft und Hoffnung zu pflanzen. Sie betonte, dass Bäume, im Gegensatz zu Diktatoren, weiter wachsen und Widerstand sowie Optimismus repräsentieren.
Mit Bezug auf den tragischen Vorfall einer Familie, die am 1. Januar in der Nähe der unterstützten Lager getötet wurde, forderte sie eine weltweite Debatte über die Verantwortung von Unterstützern militärischer Aktionen und schlug vor, Einzelpersonen persönlich durch Gesetze zur Verantwortung zu ziehen. Obwohl sie anerkannte, dass die Standards möglicherweise nicht sofort weltweit umgesetzt werden können, betrachtete sie die Weltwoche der interreligiösen Harmonie 2024 als Ausgangspunkt für wichtige Diskussionen.
Dr. Joshua Sinclair: Die Kraft der Empathie und Liebe für eine Welt des Friedens
Dr. Joshua Sinclair, amerikanischer Schriftsteller, Filmemacher, Schauspieler, Regisseur und Arzt, regte in seiner Rede zum Nachdenken an, indem er eine fesselnde Anekdote über seinen Besuch im Wiener Zoo erzählte. Er erzählte von einer Begegnung mit einem Gorilla, durch die er das Konzept des Leidens und seine Verbindung zur menschlichen Erfahrung erkundete.
Dr. Sinclair vertiefte sich in die hypothetische Vorstellung einer völligen Abschaffung des Leidens und stellte sich die Frage nach den Auswirkungen auf Kunst, Literatur, Musik und religiöse Texte. Er betonte, dass die Essenz des Friedens darin besteht, das Leiden zu verstehen und anzunehmen. Mit Verweisen auf renommierte Dichter und Schriftsteller wie T.S. Eliot und Oscar Wilde erforschte Dr. Sinclair die tiefgreifende Wirkung des Leidens auf die menschliche Kreativität und spirituelles Wachstum.
Er forderte die Zuhörer heraus, über theologische Diskussionen hinauszugehen und sich auf konkrete Maßnahmen zu konzentrieren, die auf die unmittelbaren Bedürfnisse von Menschen in Not eingehen. Durch die Herstellung von Parallelen zwischen verschiedenen religiösen Traditionen betonte Dr. Sinclair die Bedeutung, Liebe und Mitgefühl durch praktische Mittel zu zeigen. Der wahre Prüfstein für religiöse Lehren ist ihre Wirksamkeit bei der Linderung des Leidens der Ausgegrenzten, Schwachen und Bedürftigen.
Mit einem ergreifenden Zitat von Oscar Wilde über die Fähigkeit Christi, Frieden und Trost zu bringen, schloss Dr. Sinclair seine Rede ab und forderte die Zuhörer auf, über ihren eigenen Einfluss auf das Leben anderer nachzudenken. Er stellte die Frage, ob Individuen tatsächlich einen Unterschied in der Welt machen und Frieden in die Leben, die sie berühren, bringen.
Im Wesentlichen rief Dr. Joshua Sinclair in seiner Rede dazu auf, von theoretischen Debatten über Religion zu praktischen Demonstrationen der Liebe und des Mitgefühls überzugehen. Denn die transformative Kraft des individuellen Handelns kann den Frieden fördern und das Leiden lindern.