Die deutsch-spanische Kulturzeitschrift Österreichs

Newsletteranmeldung

Newsletter anmelden
Please wait
Montag, 21 Juni 2021 21:13

Eröffnung des größten Fotofestivals Europas: La Gacilly-Baden ¡VIVA LATINA!

Von

„Fotografie kann unglaublich viel erzählen, das ist ein Alleinstellungsmerkmal für Baden, ganz Niederösterreich und weit darüber hinaus. Baden ist ein ganz besonderer Ort für Kulturtradition, als Kurstadt mit sehr vielen historischen Gebäuden, mit sehr viel an Geschichte, Kultureinrichtungen und Museen, aber auch viel an Musik, Operetten und natürlich - was nicht fehlen darf – die Fotografie“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner am Freitag, 18. Juni bei der Eröffnung des Festivals "La Gacilly-Baden Photo 2021 - VIVA LATINA!" im Gutenbrunner Park.

Die Eröffnung des Festivals fand in vier Sprachen (Deutsch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch) und mit dem Durchtrennen zweier Bänder vor dem "Ikarus" des ecuadorianischen Fotografen Pablo Corral Vega mit Ansprachen von Frau Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Herrn Stefan Szirucsek Bürgermeister von Baden, S.E. Herrn Gilles Pécout Botschafter von der Republik Frankreich und Herrn Lois Lammerhuber, Gründer und Direktor des Festivals statt. Der thematische Schwerpunkt liegt dieses Jahr auf Lateinamerika. Die Werke spiegeln alles wider, vom Alltag, schamanischem Glauben, Vielfalt, Ungerechtigkeit, urbanem Chaos, bis hin zu dem, was den Kontinent auszeichnet: Lebensfreude. Der zweite thematische Schwerpunkt ist die Biodiversität, vielmehr ein Aufruf, sich um unsere Umwelt zu kümmern.

Anwesend waren auch Verena Sonnleitner, Bezirkshauptfrau Baden, Christian Schörg, Landesinnungsmeister der Berufsfotografen Niederösterreichs, Silvia Lammerhuber, kaufmännische Direktorin des Festivals und Beate Jorda, Mitorganisatorin, sowie die Ehrengäste: S.E. Botschafter von Argentinien Gustavo Eduardo Ainchil, Chargé d'Affaires der Botschaft von Ecuador, Herr Iván Garcés und S.E. Botschafter von Peru Herr Eric Anderson.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner drückte bei dieser Eröffnung des Festivals "La Gacilly - Baden Photo 2021" ihre Freude darüber aus, dass es endlich wieder möglich ist, Kultur spürbar zu machen und sich zu begegnen und sagte: „Nach Monaten des Verzichts sind jetzt endlich wieder Kunst und Kultur in allen Ecken Niederösterreichs spürbar und wir können den Kultursommer mit seinen 1.500 Veranstaltungen an 180 Orten wieder richtig genießen“.

Festivaldirektor Lois Lammerhuber bei der Eröffnungsrede im Gutenbrunner Park. (Foto: Franz Klika).
Festivaldirektor Lois Lammerhuber bei der Eröffnungsrede im Gutenbrunner Park. (Foto: Franz Klika).

Sie erwähnte, dass sie von der ersten Minute an, als Lois Lammerhuber ihr von seiner Idee erzählte, total begeistert war, ein Fotofestival auf diese Art und Weise durchzuführen. „Das könnte etwas Besonderes sein, es könnte der USP (Unique Selling Proposition) für die Stadt Baden sein. All das, was im Mittelpunkt steht, nämlich Fotografie und Kultur der weltweit besten Fotografen mit den wichtigsten Themen Lateinamerika und Biodiversität machen diese Stadt dynamischer und jünger und zu einem einzigartigen Kulturangebot. Baden ist einzigartig! Und wir können alle stolz auf diese Stadt sein, ebenso wie auf die Partnerschaft mit den beteiligten Ländern“, betonte die Landeshauptfrau.

Der Botschafter Frankreichs, S.E. Gilles Pécout, war begeistert bei der Eröffnung zu sein und sagte: „Baden ist das touristische und kulturelle Herz Niederösterreichs, heute ist es aber auch der Mittelpunkt der kulturellen Beziehungen zwischen Frankreich und Österreich. Baden zeigt mit diesem Festival Weltoffenheit“.

Festivaldirektor und Initiator Lois Lammerhuber bedankte sich bei Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner für die Unterstützung des Festivals seit seiner Gründung, sowie bei der Badener Bevölkerung für ihren Beitrag, La Gacilly - Baden Photo 2021 CO2-neutral zu gestalten. Er betonte, dass das Festival Interesse auslöst und die Menschen mehr über die Welt erfahren wollen. „Dies ist -unseres Wissens- das erste paneuropäische Festival. Wir haben humanistisch orientierte Themen die auch einen hohen edukativen Wert haben und ich glaube, dass ganz viele Menschen Baden um ein kleines Stück Wissender verlassen“, so Lammerhuber.

Lois Lammerhuber wies auf die beeindruckende fotografische Arbeit von Sebastião Salgado (Brasilien geb. 1944) in den Minen von Serra Pelada hin - ausgezeichnet mit dem "Oskar Barnack, der Royal Photographic Society" und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Dessen Werke zeigen eine Grube von fast zweihundert Meter im Durchmesser und ebenso tief, in der zehntausende fast nackter Menschen auf der Suche nach Gold herumtummeln. Lois Lammerhuber erwähnte auch die Schönheit des Lebens an die Landschaft, die Hymne an die Anden, die Pablo Corral Vega zusammen mit Mario Vargas Llosa (Literaturnobelpreis 2010) verfasst hat.

Diese vierte Ausgabe von La Gacilly ist Prof. Thomas Jorda, dem Mitbegründer des Festivals, gewidmet. (6. Dezember 1959 - † 28. September 2020).

Impresiones de
Festival Impressionen © Lois Lammerhuber/Festival La Gacilly-Baden Photo
Impresiones de
Festival Impressionen © Lois Lammerhuber/Festival La Gacilly-Baden Photo
Impresiones de
Festival Impressionen © Lois Lammerhuber/Festival La Gacilly-Baden Photo
Impresiones de
Festival Impressionen © Lois Lammerhuber/Festival La Gacilly-Baden Photo

Interview mit Festivaldirektor Lois Lammerhuber

Rosa Euler: Was waren Ihre ersten Eindrücke in Lateinamerika und in welchem Jahr?

Lois Lammerhuber: 1978 bin ich mit dem Auto von Tijuana, USA, nach Mexiko gereist und schon dort habe ich einen großen Unterschied gesehen. Plötzlich wurde mir klar: "Ich bin in Mexiko" und das Erste, was ich sah, waren nicht nur die Behörden und die Autoschlangen. Irgendwie war es sofort ein bisschen mehr… ein bisschen mehr Entspannung. Und dann sind wir los gefahren und kamen gleich aufs Land. Das Erste was mir richtig aufgefallen ist, waren viele überfahrene Tiere auf den Straßen und niemand hat sie weggeräumt. Ich fragte mich „wieso gibt’s das?“ und dann habe ich mit der Zeit gelernt über das Verhältnis der Mexikaner zum Tod. Sie haben eine ganz andere Beziehung zum Tod. Ich habe bis hinunter nach Ecuador gelernt von Mazapán (Marzipan), wie man Krippen aus Brotteig macht, usw. Es ist eine andere Welt und ich habe mich ja in diese Welt schon vorher verliebt. Ich bin 1952 geboren, bin also schon länger dabei. Bevor ich nach Lateinamerika ging, kamen einige Lateinamerikaner nach Österreich. Dann gab es die ersten lateinamerikanischen Klubs mit Musik, Getränke und Tanz.

Rosa Euler: War damals der Unterschied in der Bevölkerung zwischen Arm und Reich schon so gravierend?

Lois Lammerhuber: Ja, die Unterschiede zwischen Arm und Reich waren sehr sichtbar und wenn man volksnah, wie man so schön sagt, mit dem Auto reist, triff man den Mittelstand und darunter. Was mir aufgefallen ist, ist die signifikant lateinamerikanische Gastfreundschaft, man wurde immer eingeladen, egal wie wenig sie hatten, es wurde immer geteilt und es gab immer ein Abschiedsgeschenk, sie wollten immer etwas geben und sie haben gesehen, dass wir ein Auto haben, wir also für diese Leute mega reich waren.

Rosa Euler: Waren sie auch neugierig auf Europa, haben sie Fragen gestellt?

Lois Lammerhuber: Natürlich, aber ich hatte den Eindruck, dass es zum Teil nicht vorstellbar war. Es war die Zeit der Telenovelas, es hat alles begonnen und dann haben sie sehr schnell gesehen wie in Amerika alles ist, wie die Küchen ausschauen, die Wohnzimmer, die Autos, die Shopping Malls usw., und so denke ich, wurde ein Bild verfestigt das sehr amerikanisch war, aber es ist ja bei uns nicht anders. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es auch im Staatsvertrag genaue Bedingungen wie viel Hollywood-Filme gezeigt werden müssen, wie viel Englischunterricht es geben muss. Da geht es schon auch um eine Kolonialisierung eines Lebensstils, mit dem man dann denkt, auch seine Machtbasis festigen zu können.

Silvia Lammerhuber, Lois Lammerhuber, Rosa Euler und María Taramona.
Silvia und  Lois Lammerhuber, Rosa Euler-Rolle und María Taramona.
Sr. Euler, Rosa Euler, María Taramona und Franz Klika.
Dieter und Rosa Euler-Rolle Euler, María Taramona und Franz Klika.

María Taramona: Was ist Ihr Lieblingswerk in der Ausstellung?

Lois Lammerhuber: Es ist schwierig zu beantworten, da sind so viele gute Arbeiten versammelt. Ich kann Ihnen sagen, die Bilder des “Global Peace Photo Award” , weil das sind Fotografien von vielen verschiedenen Fotografen und das sind wirklich exzellente Arbeiten. Das ist ein Wettbewerb und die Einreichungen kommen aus 160 Ländern, ungefähr 20.000 Bilder. Die Preisträger kommen in diesem Jahr aus dem Iran, Nigeria, Dänemark, Belgien, Russland und der Slowakei. Die Bilder stehen im Kurpark in der nähe vom Casino.

Um auf Lateinamerika zurück zu kommen, ich glaube mir gefällt am besten die Geschichte von Emmanuel Honorato Vázquez (Ecuador 1893-1924), die das erste Mal in Europa präsentiert wird. Honorato Vázquez hatte ein großes Talent, er nahm die Bilder 1920 auf und starb leider im Alter von 31 Jahren. Er stammte aus guten Verhältnissen und hatte Zugang überall hin, ein junger hochtalentierter Mann. Er war so jung, da hat keine auf seine Bilder geschaut. Die Fotos gingen verloren und ein Archivar in Quito entdeckte sie vor 10 Jahren wieder und gab sie dem Fotografen  Pablo Corral Vega (Ecuador geb. 1966), der den größten lateinamerikanischen Fotowettbewerb LATAM gegründet hat, der übrigens im August hierher kommen wird. Corral Vega hat sich dieses Materials angenommen und hat es veröffentlicht und es bekannt gemacht.

María Taramona: Fotografien als eine Form des Protests?

Lois Lammerhuber: Wir haben schwierige Themen, z.B. in der Orangerie stehen Bilder von Luisa Dörr (Brasil geb. 1988), eine brasilianische Fotografin, sie hat die Flying Cholitas in Bolivien fotografiert und das ist eine Frauengruppe die für die Emanzipation der Frauen kämpft und sie ziehen sich absichtlich ganz traditionell mit diesem Überrock und bis zu 10 Unterröcken und den Hüten, die für Männer gedacht waren, an und sie haben gesagt: "wir nehmen uns eine Männerdomäne her".

María Taramona: Eine Botschaft an die lateinamerikanische Community in Österreich

„Kommen Sie nach Baden, eine wunderbare Ausstellung der Vielfalt des Lebens in Lateinamerika von oben bis unten und in allen Farben, die Sie sich vorstellen können, mit viel Poesie, mythisch, Überraschungen, harten Realitäten, aber auf jeden Fall ein Fest des Lebens“, so Lois Lammerhuber abschließend.

Festival La Gacilly-Baden Photo 2021 - ¡VIVA LATINA!
18. Juni – 17. Oktober 2021
Weitere Informationen: festivalphoto-lagacilly.com
@lagacillyphoto #lagacillyphoto

LEER EN ESPAÑOL: Inaugurado el mayor festival de fotografía de Europa: La Gacilly-Baden ¡VIVA LATINA! 

Letzte Änderung am Sonntag, 12 November 2023 15:32
Maria Taramona

María Elena Taramona de Rodríguez, die Direktorin der Zeitschrift „CulturaLatina & Österreichische Kultur“, ist Journalistin und Grafikdesignerin. Sie hat ein Studium in Informatik absolviert und ein Diplom im Bereich Marketing erworben.

Seit 2005 lebt sie in Österreich und gründete 2009 ihr eigenes Unternehmen, die Taramona Werbeagentur, in Wien. Von dort aus initiierte sie das Magazin „CulturaLatina & Österreichische Kultur“, um als Kommunikationsmittel den Bedürfnissen der spanischsprachigen Community in Österreich, unabhängig von ihrem internationalen Hintergrund, gerecht zu werden. Für sie ist Integration unerlässlich und kann nur in beide Richtungen erfolgreich funktionieren.

Das zweisprachige Magazin „CulturaLatina & Österreichische Kultur“ ist seit dem 12. Oktober 2010 online präsent und veröffentlichte seine erste gedruckte Ausgabe im Jahr 2016 mit einer Auflage von 3.000 Exemplaren, die hauptsächlich in Wien und Niederösterreich verteilt werden. Das Ziel des Magazins ist es, die hispanoamerikanische Kultur in Österreich bekannter zu machen, Aspekte zu beleuchten, die die österreichische Kultur eng mit der iberoamerikanischen verbinden, sowie die Verbreitung der österreichischen Kultur und derjenigen Gemeinschaften zu fördern, die mit Österreich verbunden sind. Denn wenn man die Denkweise anderer Kulturen kennt, kann man sie auch besser verstehen.

Darüber hinaus setzt sie sich aktiv für die Förderung der spanischen Sprache, die Integration spanischsprachiger Einwander:innen, das gegenseitige Verständnis und den Austausch zwischen den Kulturen ein.

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Newsletter Anmeldung
Please wait
Don't have an account yet? Register Now!

Sign in to your account