Fasziniert von der Kraft und Wirksamkeit dieser Medizin begann sie in die Welt dieses alten Wissens einzutauchen und lernte ihre Lehrer kennen, die Gitti ein wertvolles und unvergleichliches Wissen und Lehren aus antiken Zeiten weitergaben.
Von 2001 bis 2008 lebte und arbeitete sie gemeinsam mit ihrer Lehrerin, einer außergewöhnlichen Heilern und Trägerin der Mexihka Tradition, bei der sie Mexihka Pactli (Medizin und Philosophie der Mexihkas) erlernte. Zu jener Zeit beschlossen Gitti und ihre Lehrerin diese kraftvolle aus Mexiko in die Welt hinauszutragen und brachten sie nach Europa, USA und Australien um die Menschen daran zu erinnern wie sie gesund, ausgeglichen, harmonisch und glücklich leben können.
- Wie bist du auf Mexiko gekommen um deine Diplomarbeit zu schreiben?
- Ich habe meine Diplomarbeit über Susto, einer Krankheit die in Lateinamerika bekannt ist, geschrieben. Bei meinen Untersuchungen traf ich eine mexikanische Heilerin, die in den USA lebt. Sie inspirierte mich nach Mexiko zu gehen um mehr über die traditionelle Medizin zu erfahren. Dort traf ich auf Heiler, die mich in die reiche Tradition der Mexihkas und ihre Medizin einführten, die sowohl mit dem Körper, dem Denken, der Seele und dem Geist arbeitet. Ich war so fasziniert von der Kraft und Wirksamkeit dieser Medizin und beschloss meine Studien zu vertiefen und lebte 8 Jahre an der Seite einer Heilerin bei der ich lernte und arbeitete.
- Was begeistert dich an der mexikanischen Kultur?
Ich bin vom Reichtum und der Vielfalt der mexikanischen Kulturen begeistert. Heutzutage leben Menschen mit vielen unterschiedlichen Sprachen und Traditionen Seite an Seite, wobei jeder sehr stolz auf das Seine ist und gleichzeitig die anderen respektiert.
Die Offenheit der Mexikaner, jeder wird akzeptiert als ob er zur Familie gehörte, es ist egal, ob du viel oder wenig hast, alles was man hat, wird geteilt. Selbst in den ärmsten Hütten ist man stets willkommen und es wird immer etwas angeboten.
Die Fähigkeit im Moment zu leben und diesen bis zum Maximum zu genießen. Sich auf das Heute zu konzentrieren, nicht zu sehr auf das Gestern oder Morgen. Die Dinge zu akzeptieren, die man nicht ändern kann und sich anzustrengen, die Sachen zu verbessern, die änderbar sind.
Das System der „Compadres“, der Paten, die vieles möglich machen: Feste mit der ganzen Familie, Hochzeiten, Hausbau, Autosegnungen – große und kleine Events werden möglich, weil jeder Verantwortung übernimmt, soweit es einem möglich ist und so wird auch das Interesse sich stets gegenseitig zu helfen und beizustehen gefördert.
-Kann man sagen, dass die mexikanische Kultur dich zu dem Menschen gemacht hat, der du heute bist?
Auf jeden Fall! Für mich war mein Leben in Mexiko eine große Lehre, alle Menschen, die ich kennenlernen durfte, waren meine Lehrer. Ich sehe nun jeden Tag als ein besonderes Geschenk, als ein großes Abenteuer des Lernens, Erkennens und Lebens. Ich habe viel über Respekt, Bewusstsein und die Offenheit des Herzens gelernt.
Die Lehren der Mexihkas sind die Basis meiner Lebens- und Denkweise.
- Ist es möglich, dieses Wissen, das du erlangt hast weiterzugeben um anderen zu helfen?
Ich glaube nicht nur, dass es möglich ist, dieses Wissen weiterzugeben, für mich ist es eine Verpflichtung. Ich hatte die große Ehre das Wissen der Mexihkas zu erlernen und ich denke, dass ich meinen Teil dazu beitragen sollte, diese großen Lehren unserer Ahnen zu verbreiten. Die Großeltern sagen: „Wenn du etwas weißt, es aber nicht weitergibst, ist es so, als ob du nicht wüsstest.“
Die Lehren der Mexihkas wurden vor tausenden Jahren gefunden und werden seitdem immer weiterentwickelt; der Respekt für all die Wesen die uns umgeben ist notwendig um in Frieden und Freude zusammen zu leben. Mexihka zu sein bedeutet Verantwortung für unser Leben zu übernehmen, aufzuhören die Opferrolle zu übernehmen und unser Leben so zu gestalten, wie wir uns es wünschen. Diese Werte sind immer gültig und sind die Basis um glücklich und gesund zusammen zu leben.
Mit dieser traditionellen Medizin kann man sogar die modernsten Krankheiten behandeln, denn die Medizin entwickelt sich stets weiter und arbeitet mit jedem als Individuum, sucht die jeweilige Ursache der Probleme und Krankheiten um den besten Weg zu finden um zu helfen.
-Gitti, was ist deine Motivation um in diesem Gebiet zu arbeiten?
-Mich hat die Effizienz der Mexihka Tradition überrascht, sowohl in der Medizin als auch in der Philosophie. Wenn der Patient sieht, dass eine Krankheit immer auch eine Lehre ist, eine Form zu sagen, „dass was du tust, tut dir nicht gut, ändere etwas, nimm einen anderen Weg, pass besser auf dich auf“; dann kann man schneller geheilt werden. Die traditionelle Medizin bietet viele Methoden um mit dem Körper, der Denkweise, den Gefühlen und dem Geist zu arbeiten, sowie um den Herausforderungen des Lebens zu begegnen.
In der Mexihka Philosophie wird erklärt wie man glücklich leben kann, mit seiner Intuition arbeitet, seine Willenskraft steigern kann, sich seinen Herausforderungen und seine Ängsten stellen und Bewusstsein erlangen kann, sodass du weißt, dass du selbst den Schlüssel in der Hand hältst um alles zu erreichen, was du willst. Die Philosophie kann dir helfen, dich selbst, deine Kraft und deinen Weg zu finden und all die Schönheit und Pracht zu sehen, die jeder besitzt, wenn er seinem eigenen Weg folgt.
-Gibt es andere Lateinamerikanische Länder, wo du deine Wissen weiter entwickeln möchtest?
-Ich habe Lateinamerika ein bisschen bereist, habe aber nicht die Zeit gehabt mich in andere Kulturen zu vertiefen. Aber ich konnte sehen, dass andere lateinamerikanische Länder ihre eigene reiche Kultur besitzen und einen Weg des Glücklichseins und des Miteinanderns gehen. So hat jedes Gebiet seine Schätze und es ist sehr wichtig sie zu schützen.
-Deine menschlichen Qualitäten kann man in im Großen und Ganzen sehen, glaubst du, dass die anderen Menschen ihre Menschlichkeit ausreichend leben?
- Ich glaube, dass jeder die Fähigkeit hat ein großartiger Mensch zu sein. Es ist wichtig den Egoismus zur Seite zu stellen und an das Wohl aller zu denken. Wir sind wie ein Gewebe, und wenn ein Faden verletzt ist, wird das ganze Gewebe schwach. Deshalb ist es unsere Aufgabe, sowohl auf sich selbst zu achten als auch die Bedürfnisse der anderen zu beachten, ohne im Hinterkopf zu fragen: „Was schaut dabei für mich heraus?“ oder „Was kann ich dabei gewinnen?“, wir sollten stets daran denken, was das beste für alle ist.
Auch sollten wir immer eingedenk sein, dass alle unsere Handlungen Folgen haben, wie schon Nezalhualcoyotl gesagt hat: „Wenn du das Blatt einer Rose verletzt, kannst du einem Stern Unwohl bereiten.“ Deshalb sollten wir uns immer unserer Gedanken, Worte und Taten bewusst sein.
-Hast du Freizeit?, betreibst du Sport?
Ich habe mir die Freiheit genommen, dass zu tun was ich will, so fühle ich mich die ganze Zeit frei. Natürlich gibt es manchmal Dinge zu tun, die mir nicht so große Freude bereiten, aber ich weiß, dass sie notwendig sind, damit ich glücklich sein kann und schon kann ich dann auch diese Dinge wieder mit Freude erledigen.
Ich betreibe nicht viel Sport, hier muss ich noch ein wenig mit meiner Faulheit arbeiten!
-Ist auch dein Leben außerhalb der Arbeit von dieser Kultur geprägt?
-Ich versuche, die Mexihkanität in jedem Moment zu leben – dies ist auch mein Anspruch als Lehrer, dass man nur das unterrichten kann, was man auch lebt und so tue ich mein bestens um hier meine Verantwortung zu leben. Die Mexihkayotl ist nicht etwas das ich an- und ablege, sie ist mein Leben.
-Was sind die Unterschiede zwischen der lateinamerikanischen und der europäischen Kultur?
- Es ist sehr schwierig über eine Kultur verallgemeinernde Aussagen zu treffen, umso mehr in Zeiten der Globalisierung, wo viele Menschen zu den verschiedensten Informationen und Lebensformen Zugang haben. Ich glaube, es ist auch an der Zeit, dass wir uns nicht auf die Unterschiede konzentrieren, sondern auf die Möglichkeiten die wir haben etwas voneinander zu lernen, zu sehen, was wir tun können um noch glücklicher und ganzer zu sein.
Ich persönlich habe während meiner Zeit in Mexiko gelernt, nicht andere oder die Vergangenheit zu beschuldigen, sondern in der Gegenwart nach Lösungen zu suchen, jeden Moment zu genießen, denn das Leben ist ein Fest.
-Wie nimmst du die lateinamerikanische Integration in Wien wahr?
- Ich glaube in den letzten Jahrzehnten ist das Interesse in die lateinamerikanische Kultur gestiegen, wie man an der gestiegenen Anzahl der Restaurants, Spanisch-Kurse oder Latino-Tanz-Kurse, Latino-Feste etc sehen kann. In jeder Kultur gibt es so viele Dinge, die uns gegenseitig bereichern können und ich glaube, dass die Gobalisierung auch dazu beiträgt, dass die Menschen sich näher kommen können. Darum ist es so wichtig, dass jeder mit seiner Schönheit, seinem Wissen und seinen Fähigkeiten dazu beiträgt, dass wir in einer schöneren Welt leben können.
So ist es eine meiner Ziele die Tradition zum „Dia de los Muertos“, dem „Tag der Toten“ nach Österreich zu bringen, damit die Menschen eine andere Art kennen lernen können mit dem Leben und dem Tod umzugehen.
-Was möchtest du mit allen Menschen teilen?
- Das erste Precepto, Gebot, der Mexihkas: „Respektiere deine Großeltern, deine Eltern und alle Wesen, die dich umgeben:“
Es ist wichtig alle zu respektieren, auch die Wesen, die ich nicht leiden kann. Es ist einfach meine Freunde und geliebten Mitmenschen zu respektieren, aber die Herausforderung ist es, auch meine Feinde oder Menschen, die ich nicht verstehe, Menschen mit einer anderen Religion oder unterschiedlichen politischen Ansichten zu respektieren. Das ist die große Herausforderung, wenn wir es schaffen alle anderen zu respektieren, dann können wir in einer harmonischeren Welt leben.
- Ein Spruch zum Erfolg?
-Das Glück liegt in deinen Händen!
Nächste Seminare: siehe Webseite
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