Beim heutigen 9. Hybriden Branchentalk der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation Wien im Apothekertrakt von Schloss Schönbrunn stand die Frage im Fokus: Wie viel Provokation und Schmäh verträgt Werbung? Zahlreiche Gäste vor Ort und im Livestream tauchten ein in eine spannende Diskussion über Humor, Respekt und Mut in der Markenkommunikation.

Martin Eicher, Leitung Marketing & Innovation Ottakringer Brauerei
Der gebürtige Berliner, der seit 16 Jahren in Wien lebt, erzählte, wie Ottakringer seine Markenpositionierung radikal neu gedacht hat: weg von Beliebigkeit, hin zu „0816 statt 0815“. Humor ist dabei kein Gimmick, sondern Strategie – wie der Claim „Uns kannst du gernhaben“ zeigt. Erwähnenswert war ein einziges Plakat in Berlin, das für nur 800 € viral ging und zeigte, wie man mit Schmäh und Cleverness große Budgets schlägt.
Doris und Stefanie Felber, Eigentümerin bzw. Marketingleiterin Bäckerei Felber
Ihre Corona-Videokampagne ist fast schon legendär: Ein spontanes Facebook-Video mit doppeldeutigen Formulierungen („Nageln, Streichen, Schrauben...“) löste erst einen Shitstorm, dann riesige Sympathie aus – und bescherte +10 % Umsatz, als viele andere Verluste schrieben. Heute nutzt die Bäckerei Social Media, um Tradition frisch zu inszenieren, etwa via TikTok – authentisch mit Doris Felber selbst vor der Kamera.
Alexander Hovorka, Geschäftsführer Bestattung Himmelblau
Zeigte, dass auch Tod und Humor zusammengehen können: Die Bestattung ist mit ihren TikTok-Clips über Friedhofskultur und Vorsorge bereits zweimal für den PR-Staatspreis nominiert. Wichtig dabei ist Fingerspitzengefühl: Schmäh darf Betroffenheit nicht verletzen, soll aber helfen, Tabus zu brechen und Dialog zu schaffen.
Pia Saal, Geschäftsführerin Schlaweana – Wiener Marketing Werkstätte
Gemeinsam mit Partnerin Lorena gründete die gebürtige Münchnerin eine Wiener Agentur, die Marketing mit Schmäh und Ehrlichkeit verbindet. Ihr Tipp: Im Shitstorm nie abtauchen, sondern mit der Community im Dialog bleiben. Auf TikTok funktioniere Mut oft besser als auf Facebook, dort gehe es „ein bisserl vergeblicher“ zu.
Robert Judtmann, Geschäftsführer UniqueFessler / R&J Unique Plot-Advertising
Erklärte, wie man Werbebotschaften in kleine Stories verpackt, um mehr Momentum zu erzeugen. Paradebeispiel: die Kampagnen der MA48 (Mülltrennung & Hundekot). Durch Schmäh und Überraschung entsteht Wirkung – auch wenn man damit Hundebesitzer „ein bissl auf die Füße steigt“. Sein Credo: Plot schlägt Plakat.
Sigrid Neureiter-Lackner, Fachverband Werbung und Marktkommunikation Wien
Führte mit viel Herz, Humor und feinem Gespür für ihre Gäste durch den Abend.


Eckdaten:
Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation
Wirtschaftskammer Wien
Straße der Wiener Wirtschaft 1, 1020 Wien
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