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Dienstag, 11 April 2017 13:06

Schauspielerin Mirtha Ibarra eröffnete Hommage an „Titon“ in Wien

Von María Taramona

Am Donnerstag. den 6. April wurde das Event „Hommage an den kubanischen Regisseur „Titon“ (Tomás Gutiérrez Alea)“ mit der Präsentation des Dokumentarfilms TITÓN - DE LA HABANA A GUANTANAMERA eröffnet. Die Hommage umfasste eine Retrospektive der wichtigsten Werken des Filmemachers. Sie waren bis zum 20. April im Metrokino Wien zu sehen.

TITÓN - DE LA HABANA A GUANTANAMERA wurde von seiner Ehefrau und Schauspielerin Mirtha Ibarra produziert, die bei der Eröffnung des Programms und die österreichischen Premiere des Dokumentarfilms anwesend war. Der Name des Films entstammt dem Geburtsort von Titón und seinem letzten Werk: Guantanamera.

Helmut Pflügl, Kurator der Retrospektive, richtete Worte der Anerkennung und Bewunderung für die die Arbeit des Filmemacher Titón, der vor 20 Jahren starb und der den Weg für die neuen lateinamerikanischen Kinos gewiesen hat. Nach der Vorführung des Dokumentarfilms führte Tina Leisch einen Dialog mit der Cineastin. Mehrere kubanische Künstler belebten die Veranstaltung. Amalia Alonso spielte Klavier, ein Stück des Films Fresa y chocolate. Sänger Luisón de Armas und Musiker Norberto "Takechi" Vladimir Fuentes, Nelson Williams Herrera y Miguel Leonardo García brachten alle zum tanzen, einschließlich Produzent Mirtha Ibarra und den Botschafter von Kuba.

Titón“ Tomás Gutiérrez Alea war ein Visionär kubanische Filmemacher, eines der wichtigsten in Lateinamerika. Berühmt für seine haltende feine und fokussierte Balance in seiner sozialen, politischen und wirtschaftlichen Kritik und bekannt für seine tiefe Ideologie und Aktivismus in Debatten sowohl in Kuba als auch im Ausland.

Er starb 1996, aber seine Filme wie der weltberühmte „Der Tod eines Bürokraten“ (1966) und „Fresa y chocolate“ (1993), unter anderem sind nach wie vor aktuell.

Das Filmarchiv in Kooperation mit Papaya Media Association und die kubanische Botschaft in Wien ermöglichten diese große Hommage an den berühmten Filmemacher. Außerdem kooperieren auch die Österreichisch-Gesellschaft Kubanische OKG, die Cinematograph Innsbruck und Kinoki - Tina Leisch.

 

Schauspielerin und Produzentin Mirtha Ibarra mit dem Botschafter von Kuba in Österreich Juan Antonio Fernández. (Foto: Helmut Miklas).
Schauspielerin und Produzentin Mirtha Ibarra mit dem Botschafter von Kuba in Österreich Juan Antonio Fernández. (Foto: Helmut Miklas). 



Die Eröffnung berührte das Publikum, nicht zuletzt wegen des Besuchs der internationalen beliebten Schauspielerin Mirtha Ibarra. Das Magazin CulturaLatina konnte mit ihr währen der gut besuchten Veranstaltung ein Interview führen (Wir haben das Interview in spanisch geführt. Das spanische Original-Interview mit Mirtha Ibarra finden Sie hier).

CulturaLatina: Titón sagte: „Eine Realität, die nicht kritisiert wird, kann nie ihre Fehler überwinden.“ Gibt noch etwas, dass der Meister Titón wegen „Zeitmangel“ nicht kritisieren konnte?

Ibarra: Es gab viele Themen, die er entwickeln konnte, er hatte einen Film namens Inocencio Izquierdo vor und die Journalistin auch, da geht es um eine Frau, die sucht wo es Probleme und Widersprüche gibt, um sie zu untersuchen und aufzuzeigen. Ich denke, Fehler, Probleme und Widersprüche gibt es immer wieder. Er sagte, dass zuerst eine ästhetische Gefühl verursachen sollte, aber auch sich selbst kulturell übertreffen, zugleich den Leuten die Fehler und Probleme bewusst machen , die diese Realität haben könnte – um sie überwunden zu werden und irgendwie dem Betrachter davon bewusst zu machen. Dafür Titón liest sogar viel von Bertolt Brecht - unter anderen internationalen Autoren. Titón erstellte eine Entfernung und zugleich ein Gefühl, so dass der Betrachter sich des angegangenen Problems bewusst wird.

Es gibt so viele Probleme in Kuba und auf der ganzen Welt zu lösen. Wenn ich mir zum Beispiel den Film „Fresa y Chocolate“ anschaue, übrigens der Film ist weiterhin ein aktueller Film, weil es sich in ihm vor allem um Intoleranz handelt- ich denke, dass das Problem gerade die Intoleranz ist und jetzt die Welt so intolerant ist bezüglich Religionen, Einwanderer und andere vielen Themen. Es gibt ein Brodeln der Intoleranz.

 

Titón mit seiner Frau Mirta Ibarra in den 70er Jahre (Foto abgerufen von http://www.encaribe.org/es/Picture?IdImagen=7709&idRegistro=1909)
Titón mit seiner Frau Mirta Ibarra in den 70er Jahre (Foto abgerufen von http://www.encaribe.org/es/Picture?IdImagen=7709&idRegistro=1909)

 

CulturaLatina: (Wir zeigen ihr ein Bild aus den 70er Jahren auf dem sie mit Titón zu sehen ist)

Ibarra: Es ist ein Bild, das mir viele Erinnerungen zurückbringt, da sind wir in meinem Haus, auf der Terrasse. Titón hatte einen starken Charakter, aber trotzdem war er ein Mann, der zugehört hat und das ist wichtig. Er hörte jeden zu -zum Beispiel - auf dem Set für den Film, eine kollektive Kunst ist. Titón hörte vor allem dem Kameramann zu. Er konnte die ganze Nacht darüber nachdenken, und erarbeiten, wo man die Kamera platzieren könnte und danach, wenn der Kameramann überzeugend argumentierte, dass es einen interessanten Winkel gab, veränderte er es. Und mit den Schauspielern war das gleiche. Er sagte, dass die Schauspieler der empfindlichste Teil eines Films waren und deshalb musste man auf sie sehr gut aufpassen.

CulturaLatina: Wie sehen Sie die Entwicklung des lateinamerikanischen Kinos?

Ibarra: In Kuba, wie in mehreren lateinamerikanischen Ländern, gibt es sehr gute Filmregisseure. Das lateinamerikanische Kino wurde mit dem Gesetz zur Film Förderung (Ley para el fomento cinematográfico) begünstigt, das in einigen dieser Länder realisiert wurde.

Es gab Länder, das kein Kino (Anm.d.Red: Kinofilm-Produktion) hatten und heutzutage sie haben es. Panama zum Beispiel - ich war vor kurzem am Festival von Panama, wo es drei oder vier panamaische Dokumentarfilme und zwei Spielfilme gaben. Und du erkennst, dass dies ein Kino ist, das vorher nicht existierte. In Bolivien auch. Vorher waren die Länder,die Kino hatten, Brasilien, Argentinien und Mexiko. Der Rest von Lateinamerika hatte kein nationales Kino. Und in all diesen Jahren mit den Festivals wie das von Cartagena, Havanna, Panama, sowie das Klassiker wie El Mar de Plata, das von Rio, aber auch die neue Festivals, die geschaffen wurden und das schafft eine Verbindung von Menschen, aber auch dass Filmregisseure auch Interesse an den Produktionen aus anderen Ländern haben, und in dieser Hinsicht eine Zusammenarbeit, das alles lässt das lateinamerikanische Kino weiter wachsen.



Die kubanische Regisseurin und Schauspielerin Mirtha Ibarra (Foto: Helmut Miklas)
Die kubanische Regisseurin und Schauspielerin Mirtha Ibarra (Foto: Helmut Miklas) 

 

CulturaLatina: Verfolgen Sie das Prinzip von Titón, die Realität zu kritisieren?

Ibarra: Ich denke schon. Titón hat uns gelehrt, dass eine Realität, die kritisiert wird, eine Realität ist, die wir lieben. Dies sagt Julio Garcia Espinosa auch im Dokumentarfilm.

CulturaLatina: Das Epistolarium „Titón, über meine Schritte zurückkehren“ ist die Grundlage des Dokumentarfilms?

Ibarra: Nein, das ist nicht die Basis, weil es nicht das Andere anfängt. Sie sind unabhängig voneinander. Eine Sache hat mich motiviert, den Andere zu machen, das heißt, als ich das Epistolarium beendete, fühle ich, dass das ein intimer Teil von Titón ist, von Kommunikation, das Zeigen, wie er über die Revolution fühlt, über seine Freundschaften, über die Realität, bezüglich des kubanisches Kino nun ja ein Epistolatium sehr innerlich, mit kulturellen Persönlichkeiten, wie die Gebrüder Goytisolo, Carlos Saura und Antonio Saura, Robert Redford, Manuel Barbachano Ponce und Julio García Espinosa. Da gibt es viele Briefe an mehrere Filmemacher, Maler, Schriftsteller. Da wurde mir die Notwendigkeit bewusst, den filmischen Teil von Titón zu zeigen. Und der Dokumentarfilm ist tatsächlich Titón, auf dem er selbst spricht über seine Filme. Er sammelte Material, ich auch von überall, von ICAIC, vom spanischen Fernsehen, von Freunden, die uns aufgenommen haben, von Chema Prado Direktor des spanischen Filmarchivs und Interviews, die ich mit Schriftsteller in Kuba, Regisseure und Schauspieler, die mit ihm gearbeitet haben, realisiert, um eine Würdigung der Werke Titóns zu schaffen.

Im Epistolarium „Titón, über meine Schritte zurückkehren“ gibt es ein Brief, den Titón an meinem Sohn schrieb, wo er sagt, wenn man einem Fehler macht, man möchte zurückkehren und sie zu korrigieren, aber es ist unmöglich, und was es bleibt, ist die Lektion, das in anderen ähnlichen Umständen einem nicht wieder den gleichen Fehler macht und daher heißt es so „Über meine Schritte zurückkehren“.

CulturaLatina: Sie trennten den Alltag vom filmischen Schaffen?

Ibarra: Ich begann mit Titón im Jahre 1973, ich machte Theater, er machte Filme und es gab einen bestimmten Punkt, als wir eine Zusammenarbeit begonnen, wo er mir gab, die Skripte zu lesen, sogar für das Casting von „Fresa y chocolate“, er sagte, „hilft mir damit„ und bei anderen Gelegenheiten, konnte auch helfen beim Schauspieler suchen, da ich mich in der Welt des Theaters bewegte und ich konnte ihm Namen geben, die er nicht kannte. Er sagte mir, meiner Meinung nach, war eine große kulturelle und intellektuelle Kommunikation. Er konnte sich auf mich verlassen, mit meiner Meinung, es gab eine bessere Kommunikation, sowohl kulturell als auch intellektuell.

CulturaLatina: Wie fing Ihre Karriere an? Was war Ihr erster Kontakt mit dem Theater oder Kino?

Ibarra: Als ich die Schule beendete, wollte ich ein Stipendium an der Nationalen Kunstschule bekommen, aber damals war mir nicht ganz klar, ob ich Schauspielerin werden wollte. Ich wollte auch Tänzerin werden, ich machte die Prüfung für Tanz und ich bestand sie aber dann sagten die Lehrer , das wegen des Alters (damals fünfzehn) die Schauspielerei passender sei, da man in Kuba das Tanzen sehr klein beginnt. Aber mit fünf Jahren rezitierte ich in einem Theater, ich habe die Bilder noch. Also die Sache kam bereits in der Kindheit. Und ich hatte ein paar Kastagnetten. Ich wollte meine Eltern damit entzücken und ich wurde auf den großen Hof geschickt, denn mit diesem unerträglichen Lärm machte ich sie verrückt (lachen). Der Wahnsinn der Tochter kam schon früh.

CulturaLatina: Wo fühlen Sie sich besser, im Kino oder im Theater?

Ibarra: Mir gefällt am besten das Kino, es hat viele Vorteile, im Vergleich zum Theater ist es ist sehr kurzlebig. Man macht Teather in einer Nacht, in einem Monat, heutzutage wird aufgenommen, aber das ist kein Kino. Also das Kino hat den Vorteil, dass du den Film sehen kannst, du kannst ihn kritisieren oder ihn ausbessern, er kann auch mehr Menschen erreichen, er kann auch international anerkannt sein. Aber mir gefällt auch sehr das Theater. „Neurotic Anonymous“ ist das zweite Werk, das ich selbst schreibe. Das erste war „Obsesión Habanera“.

Juan Carlos Tabío, der die Regie von Se permuta (1983), Fresa y chocolate (mit Tomás Gutiérrez Alea, 1994), El elefante y la bicicleta (1994), Guantanamera (mit Tomás Gutiérrez Alea, 1995), El cuerno de la abundancia (2008), unter anderem vielen mehr führte, möchte mein Theaterstück „Neurótica Anónima“ ins Kino bringen, aber wir sind noch auf der Suche nach einem Produzenten.

CulturaLatina: Was gefällt Ihnen am meisten an Kuba?

Ibarra: Die Menschen! Ich vermisse viel die Kommunikation, wenn ich in einem anderen Land bin, ich vermisse auch viel den Kai, das Wetter, obwohl es manchmal sehr heiß ist. Aber was ich wirklich vermisse wenn ich außerhalb meines Landes bin, ist die Kommunikation mit den Menschen. Ich denke, dass sie sehr freundlich sind und sie mögen es, anderen zu helfen, sie sind solidarisch. Als ich drei Jahre in Paris lebte, fühlte ich diese Abwesenheit. Ich lebte auch viele Jahre in Spanien, und obwohl ich sehr gute Freunde in Spanien habe, man hat trotzdem dieses Gefühl von Sehnsucht.

CulturaLatina dankt Schauspielerin und Produzentin für das Interview. Eine schöne, unkomplizierte und sehr charismatische Künstlerin. CulturaLatina lädt zur Besichtigung der Restrospektive, Hommage an den Mann, der den Kurs des lateinamerikanischen Kinos änderte: Titón.


Fotos de la apertura: www.facebook.com/media/set/?set=a.1598478490170242.1073741870.168189656532473&type=1&l=e3d72b8c53

Información sobre el Progrqama: www.culturalatina.at/es/cultura/item/1005-senor-cine-cubano-homenaje-a-tomas-gutierrez-alea

Tickets: filmarchiv.at/ticketinfo

Letzte Änderung am Freitag, 05 Mai 2017 05:42
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