Die Idee für diese außergewöhnliche Ausstellung entstand bereits im Jahr 2019, als Claudia Augustat vom Weltmuseum Wien von Sofia von Ridder kontaktiert wurde, einer brasilianischen Kulturmanagerin, die in Wien lebt. Sofia war von der Sammlung des MAI und der Direktorin Julianna Podolan Martins fasziniert und schlug vor, diese nach Wien zu bringen. „Es ist eine Idee, die schon sehr früh geboren wurde. Ich glaube, es war das Jahr 2019, als ich von Sofia kontaktiert wurde“, erzählte Claudia Augustat.
Die Kuratorinnen Claudia Augustat und Julianna Podolan Martins betonen die reibungslose Zusammenarbeit und den intensiven Austausch, der zur erfolgreichen Umsetzung der Ausstellung führte. „Es gab viele Gespräche, und dann kam auch die Pandemie. Diese Ausstellung ist ein sehr wichtiges Ereignis für uns als Institution, aber noch viel mehr für die Indigenen Künstler:innen, die daran teilnehmen. Für sie ist es ein sehr bedeutsamer Moment“, sagte Podolan Martins.
Kunstwandel
Die Ausstellung zeigt einen faszinierenden Wandel der indigenen Kunst, wie Augustat erklärte. Traditionell wurden Töpferwaren für praktische Zwecke verwendet, wie Schalen und Töpfe, die oft mit Tiermotiven wie dem Tapir oder dem Ameisenbären verziert waren. Heute hingegen schaffen indigene Künstler Tierskulpturen, eine neue Form der Darstellung, die für die Ästhetik indigener Gruppen sehr charakteristisch ist.
Dieser Wandel spiegelt auch die wachsende Wertschätzung traditioneller Handwerkskunst wider, während Indigene Künstler neue Medien wie Malerei, Videoarbeiten und sogar KI-Technologien nutzen. Diese Entwicklungen stellen keinen Bruch mit der traditionellen Kunst dar, sondern zeigen vielmehr Verbindungen und eine starke geistige Grundlage, die in allen Kunstformen vorhanden ist.
Indigene Kosmovision
Die Kosmovision ist ein zentraler Begriff in vielen Indigenen Kulturen und beschreibt eine ganzheitliche Sichtweise auf die Welt und das Universum. Sie reflektiert die enge Verbindung zwischen Menschen, Natur und Spiritualität sowie komplexe Vorstellungen von Zeit, Raum und Verantwortlichkeiten. In der Indigenen Kunst Brasiliens spiegelt sich die Kosmovision oft wider, und die Ausstellung bietet auch einen Einblick in diese Sichtweise.
Die Kuratorinnen erklärten die lebendige und vielfältige Natur Indigener Kulturen in Brasilien und möchten den Besuchern eine neue Perspektive auf diese Gemeinschaften bieten. „Ich denke, das Wichtigste und was wir jetzt brauchen, ist weniger Diskriminierung und mehr Respekt. Ich denke, die Welt macht eine Zeit durch, in der wir nach Frieden suchen müssen“, so Podolan Martins.
„Die Kunst ist eigentlich das, was alle Lebensbereiche miteinander verbindet und dadurch auch eine spirituelle Verbindung zu allen Wesenheiten um einen herum schafft“, betonte Augustat.
Die Ausstellung „(Un)Known Artists of the Amazon“ ist nicht nur eine künstlerische Erfahrung, sondern auch eine Bildungsinitiative, die dazu beiträgt, Indigene Kulturen zu würdigen und zu verstehen. Die Kuratorinnen hoffen, dass diese Zusammenarbeit zukünftig fortgesetzt wird und weitere Austauschprojekte zwischen den Museen ermöglicht.
In Brasilien gibt es mehr als 300 indigene ethnische Gruppen und mehr als 250 Sprachen, die täglich gesprochen werden. Etwa 13 dieser ethnischen Gruppen sind in der Ausstellung vertreten.
"(Un)Known Artists of the Amazon" ist vom 24. April 2024 bis zum 21. April 2025 im Weltmuseum Wien zu sehen. Es werden Führungen auf Deutsch sowie einige auf Portugiesisch angeboten. Der Eintritt ist kostenlos, und die Kuratorinnen stehen den Besuchern gerne zur Verfügung, um einen einzigartigen Einblick in die Welt indigener Kunst zu bieten.
Die Ausstellung ist Teil der Klima Biennale Wien, die darauf abzielt, durch Kunst eine nachhaltige Zukunft zu fördern. Teilhabe, Zusammenarbeit und Bewusstseinsbildung stehen im Mittelpunkt dieser Biennale, die innovative Ideen in die gesamte Stadt trägt, um gemeinsam Antworten auf die Klimakrise zu finden.
Mehr Fotos sehen Sie hier: facebook.com/CulturaLatina.at
Weitere Informationen:
Weltmuseum Wien
Neue Hofburg, Heldenplatz
1010 Wien
www.weltmuseumwien.at/ausstellungen/unknown-artists-of-the-amazon
Täglich (außer Montag)
10 bis 18 Uhr
Dienstag
10 bis 21 Uhr
Eintritt frei
Als Teil des zam kann diese Ausstellung kostenfrei besichtigt werden
---
Museu de Arte Indígena (Brasilien)
https://maimuseu.com.br
mai@maimuseu.com.br
++41 3121-2395
Av. Água Verde, 1413. Curitiba - Brasilien