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Donnerstag, 05 November 2020 20:53

Hast du Musiktalent und brauchst einen Schubs? Triff MICA!

Von Christian Blanco Fernández

MICA ist ein unabhängiger Verein in Wien, der MusikerInnen aus ganz Österreich, durch Beratung und finanzielle Unterstützung ihrem Talent zu folgen, hilft. In diesem Zusammenhang unterhielt sich Christian Blanco von Cultura Latina mit Mag. Sabine Reiter Direktorin des MICA (MUSIC Information Center AUSTRIA) Wien.

Während Wien weltweit als „Hauptstadt der Musik" bekannt ist, mangelt es dennoch nicht an talentierten Musikern, die desorientiert oder hilfsbedürftig, oft frustriert sind, weil sie in ihrer Karriere keinen Schritt nach vorne machen können. Wie und wann kam in diesem Zusammenhang die Idee zur Schaffung von MICA?
Music Austria, kurz „MICA“, wurde 1994 gegründet. Musikinformationszentren konzentrieren sich weltweit auf die Promotion von Musik. MICA hat gleich von Anfang an auch MusikerInnen zu berufspraktischen Fragen beraten, weil ganz einfach der Bedarf nach einem niederschwelligen Zugang zu diesem Wissen vorhanden war.

Welche Dienstleistungen bietet MICA MusikerInnen an?
Einerseits gibt es die Services, die unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ laufen: Beratungen, Workshops und Online-Praxiswissen zu berufspraktischen Themen, vom Urheberrecht über das Live-Konzert bis hin zur kostenlosen Vertragsberatung durch einen Rechtsanwalt und Rechtsberatung. Andererseits bieten wir auch Promotion-Services an, sei es nun die Musikdatenbank, das Online-Musikmagazin oder den Bereich Musikexport, in dem wir unter der Marke Austrian Music Export mit dem Österreichischen Musikfonds zusammenarbeiten. Alle Services sind kostenlos.

An welche Art von MusikerInnen richtet sich MICA und welche Anforderungen bestehen für diese?
Die Vermittlung von Wissen ist für alle zugänglich und soll es auch bleiben. Im Bereich Promotion verengt sich die Zielgruppe, da unterstützen wir Neue Musik, Jazz/Improvisierte Musik, Wordmusic und Pop/Rock/Elektronik (Techno) – das war auch Teil des Gründungsauftrags des damaligen Kunstministeriums.

Wird auch eine finanzielle Unterstützung angeboten? Welche Art und Dauer besteht für eine solche?
MICA bietet primär Dienstleistungen an. Im Rahmen von Austrian Music Export werden auch Förderungen angeboten, z.B. indirekt über das Förderprogramm „NASOM“ in dessen Rahmen von einer Jury ausgewählte Musikschaffende zwei Jahre lang bei ihrer Reisetätigkeit vom BMEIA (Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten) und seinen Kulturforen und Botschaften unterstützt werden, oder die internationale Förderung „Focus Acts“, die in Kooperation mit dem BMKÖS (Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport) angeboten und von diesem abgewickelt wird.

Wenn ich Musiker bin und mich in einer ungünstigen Situation befinde, würde mir ein Anwalt zustehen?
Wir sind eine Servicestelle, bei uns gibt es eine kostenlose Rechtsberatung. Die Interessenvertretung Musikergilde bietet aber auch eine Übernahme der Gerichtskosten im Streitfall für ihre Mitglieder an.

 

Mag. Sabine Reiter (MICA) y Christian Blanco (CulturaLatina) (Foto: Stefan Galván)
Mag. Sabine Reiter, Direktorin „music information center austria“ (MICA) und Christian Blanco der Zeitschrift CulturaLatina. (Foto: Stefan Galván)

 

Wie finanziert MICA die Dienstleistungen, die es anbietet?
MICA ist durch Förderungen finanziert. Der größte Teil stammt von der Abteilung für Kunst und Kultur des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, auch die Stadt Wien fördert MICA. Ein kleiner Teil der Basisförderung kommt von der GFÖM (Gesellschaft zur Förderung Österreichischer Musik). Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Förderungen im Bereich Musikexport von Verwertungsgesellschaften oder dem Außenministerium.

Kennen sie besondere Geschichten von musikalischen Talenten, die gekämpft, aber ihre Chance nie bekommen haben?
Wir kennen Geschichten von Talenten, denen wir helfen konnten, eine Chance zu bekommen, indem wir sie beraten oder ihnen geholfen haben, aus Knebelverträgen auszusteigen.
Es gibt unzählige MusikerInnen, die tolle Musik machen, es aber nicht an „die Spitze“ schaffen, die aber dennoch Musik als wesentlichen Teil ihres Lebens begreifen, auch wenn die musikalische Tätigkeit alleine kein Auskommen sichert.

Kümmert sich MICA um MusikerInnen aus dem Konservatorium, aus der klassischen und barocken Musik usw., oder auch um MusikerInnen anderer Musikstile?
Wir arbeiten mit allen fünf Musikunis in Österreich zusammen und bieten gemeinsam Workshops an. In die Beratung können wie gesagt ohnehin alle kommen, egal welches Genre. Im Promotion-Bereich arbeiten wir bis dato nicht im Bereich Klassik oder Alte Musik, sehen aber seit Jahren ein wachsendes Bedürfnis nach Unterstützung.

Die Zahl der lateinamerikanischen MusikstudentInnen und professionellen MusikerInnen in Wien und anderen österreichischen Städten nimmt stetig zu. Es kann auch manchmal vorkommen, dass sie, da sie keine Europäer sind, leider auf einige zusätzliche Schwierigkeiten stoßen, die ihnen das Leben erschweren können. Haben Sie, als Leiterin von MICA, an Unterstützung lateinamerikanischer Musiker oder lateinamerikanischer Musikprojekte in Österreich gedacht oder führen Sie solche Projekte durch?
Wir haben bereits mit dem VIDC (Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation) gemeinsam Workshops für fremdsprachige Musikschaffende mit DolmetscherInnen in verschiedenen Sprachen angeboten und wollen dies wieder zu tun.*

Wie hat die aktuelle Situation des Corona-Virus die Arbeit des Vereins beeinflusst?
Die Coronakrise ist natürlich für schaffende MusikerInnen eine absolute Katastrophe. Vor allem jetzt, da diese länger dauert. Unsere Arbeit hat sich sehr geändert. Im Beratungsbereich gibt es viel mehr zu tun, weil die Leute zu den Hilfsmaßnahmen, die es gibt, beraten werden wollen. Und es gibt auch andere Gebiete, wie die Musikspots, die derzeit kaum gespielt werden, weil wir nicht ins Ausland fahren dürfen. Wir versuchen auch zum Teil auf Online-Aktivitäten umzusteigen, aber einige Bereiche sind von Covid-19 komplett unberührt, wie das Musikmagazin.

Vielen Dank und viel Erfolg!

*In Kürze werden CulturaLatina und MICA ein Beratungstreffen für in Österreich tätige lateinamerikanische MusikerInnen organisieren.

 

Mag. Sabine Reiter

Mag. Sabine Reiter studierte Musikwissenschaft und Kunstgeschichte. Sie arbeitete in den Bereichen Kulturmanagement, Musiktheater, Journalismus für Zeitungen, Kulturmagazine und im Wiener Konzerthaus. Sie war auch an der Organisation von Konzerten, Pressearbeit und Recherchen beim Orpheus Trust beteiligt. Seit 2008 arbeitet sie als Fachberaterin und später als Direktorin von MICA (MUSIC Information Center AUSTRIA).

Mag. Sabine Reiter
Mag. Sabine Reiter. (Foto: Stefan Galván).

 

„music information center austria“ (MICA) 

Stiftgasse 29, 1070 Wien
Tel.: +43 1 52104-0
Mail: office@musicaustria.at

Öffnungszeiten
Montag – Donnerstag: 10 – 16 Uhr
Freitag: 10 – 15 Uhr

Termine für Beratungen auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich.

www.musicaustria.at 

Servicestellen in Österreich
www.musicaustria.at/servicestellen 

Letzte Änderung am Freitag, 26 März 2021 09:03
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