Die deutsch-spanische Kulturzeitschrift Österreichs
Donnerstag, 30 November 2023 19:48

Dr. Friedrich Bernhard Polleroß präsentierte „Die habsburgische Repräsentation (1493-1806)“

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Dr. Friedrich Bernhard Polleroß (links), zusammen mit dem Direktor des Instituto Cervantes, Ignacio Martínez-Castignani. Foto: CulturaLatina

Das Instituto Cervantes war das Szenario für die Präsentation des Buches „Die Repräsentation der Habsburger (1493-1806)“ des Autors, Dr. Friedrich Bernhard Polleroß, renommierter Kunsthistoriker, Forscher und Schriftsteller, der sein Werk vor einem sehr interessierten Publikum zu diesem faszinierenden Thema teilte. Die Veranstaltung fand am 29. November statt und wurde von Direktor des Instituto Cervantes, Mag. Iur. Ignacio Martínez-Castignani, moderiert. Nach Abschluss ergab sich eine Runde aus Fragen und Antworten, wodurch die Gesamterfahrung für alle Teilnehmer noch intensiver wurde.

Das Buch ist das Ergebnis von 40 Jahren Forschung und behandelt die künstlerische Darstellung bzw. die Formen der Repräsentation der Casa de Austria von Kaiser Maximilian I. bis Kaiser Franz II. Es handelt sich um die erste Analyse der künstlerischen „Corporate Identity“ sowohl des österreichischen als auch des spanischen Zweiges der Familie und die Betrachtung der „Longue durée“ dieser Phänomene. Das Werk umfasst 590 Seiten und mehr als 600 Illustrationen.

Dr. Friedrich Bernhard Polleroß erklärte den Ursprung seines Interesses an dem Thema, das während seines Studiums an der Universität begann. Seine Forschungsreise führte ihn von der Kirche St. Peter in Wien bis zum Bild von Amerika in den Habsburger-Territorien, wobei er die Ähnlichkeiten zwischen dem österreichischen und dem spanischen Teil des Imperiums erkundete. Die Zusammenarbeit mit spanischen Kollegen, darunter Fernando Checa Cremades, dem früheren Direktor des Museo del Prado, hinterließ im Laufe der Jahre ihre Spuren in seiner Arbeit.

In seiner Präsentation erläuterte Dr. Polleroß beispielsweise den beeindruckenden Vergleich zwischen dem Reiterporträt von Karl V. in der Schlacht von Mühlberg von Tizian und einer ähnlichen Darstellung von Rudolf II. Dr. Polleroß erklärte auch die ikonografische Übereinstimmung zwischen verschiedenen Kunstwerken, die die Einheit der Habsburger in ihrem Kampf gegen ihre Feinde symbolisierten.

Friedrich Bernhard Polleroß. Foto: CulturaLatina
Dr. Friedrich Bernhard Polleroß. Foto: CulturaLatina
Friedrich Bernhard Polleroß. Foto: CulturaLatina
Die Repräsentation der Habsburger (1493–1806). Foto: CulturaLatina.
Friedrich Bernhard Polleroß. Foto: CulturaLatina
Die Repräsentation der Habsburger (1493–1806). Foto: CulturaLatina.
Friedrich Bernhard Polleroß. Foto: CulturaLatina
Die Repräsentation der Habsburger (1493–1806). Foto: CulturaLatina.

Die Einheit der Habsburger

Die Präsentation führte das Publikum durch verschiedene künstlerische Darstellungen und Monumente, die die Einheit der Habsburger in den österreichischen und spanischen Linien betonten. Es wurden Beispiele wie die Reiterdenkmäler in Innsbruck und Madrid, die Bronzestatuen von Leopold I. und Karl II. in Triest und Neapel sowie Gemälde und Skulpturen aus verschiedenen Epochen präsentiert und analysiert.

Besonders faszinierend war die Betrachtung der religiösen Aspekte der Habsburger-Darstellung, insbesondere die Verehrung der Eucharistie und die Verbindung zu bedeutungsvollen Gnadenbildern, des Allerheiligsten und des Brotes. Der Ausgangspunkt und ideologische Kern dieser Motivgestaltung war die Erzählung, dass Rudolf der Erste von Habsburg bei der Begegnung mit einem Priester auf dem Versehgang vor der Hostie niederkniete. Diese Demut wurde von der göttlichen Vorsehung belohnt, indem er zum Römischen König ernannt wurde. Die Verehrung der Eucharistie wurde daher zum Grund für den Aufstieg der Familie zu weltweiter Macht und gleichzeitig als daraus resultierende Verpflichtung für alle Nachkommen betrachtet.

Die parallele künstlerische Aktivität zwischen Madrid und Wien wurde als ein weiteres faszinierendes Phänomen hervorgehoben, insbesondere bei der Darstellung von Reiterfiguren und Hofporträts. Der Experte betonte den bewussten künstlerischen Austausch und die Einheit in der Vielfalt der ästhetischen Darstellungen.

Frieden in Europa

In der faszinierenden Schnittstelle zwischen Politik, Religion und Kunst der Habsburger, ragt das Werk "Annus sanctus Habsburgo-Austriacus" von Johann Ludwig Schönleben heraus, das 1696 in Laibach veröffentlicht wurde. Das Stück spiegelt einen nahezu identischen Gedanken wie andere herausragende Werke wider und betont die Verbindung des Hauses der Erzherzöge zu zahlreichen religiösen und politischen Führern sowie zu einer beeindruckenden Liste von Heiligen. Diese Behauptung dynastischer Überlegenheit wird als Instrument zur Erreichung von Frieden und religiöser Einheit in Europa präsentiert, wodurch die Habsburger als die wahren Erben Karls des Großen projiziert werden.

Die religiöse Symbolik verwebt sich in anderen künstlerischen Ausdrucksformen der Zeit mit der Politik. Das Bild des Kaisers vor der Pestsäule auf einem Blatt von Elias Nessenthaler hebt sich hervor, während eine himmlische Dreifaltigkeit, umgeben von 365 Heiligen, eine symbolische Vision bietet. Zudem wird die göttliche Verheißung an Abraham betont, was die vermeintliche Gnade und göttliche Wahl des Hauses Österreich unterstreicht.

Diese propagandistische Erzählung intensiviert sich mit dem Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges, in dem die Figur von Karl III. als König von Spanien vom Bildhauer Giovanni Battista Foggini unterstützt wird, der eine frühere Reiterstatue von Josef I. anpasst. Dieses Geschehen, sei es aus politischer Überlegung oder künstlerischem Komfort, stärkt die Verbindung zwischen den Habsburgern und ihrer Ambition auf globaler Machtebene.

Letztendlich

Die Veranstaltung wurde von einem begeisterten Publikum besucht, das die profunden Einblicke von Dr. Friedrich Bernhard Polleroß in die Darstellung der Habsburger zu schätzen wusste. Das Buch ist nicht nur ein Standardwerk für die historische Forschung, sondern auch eine faszinierende Reise durch die künstlerische und ideologische Welt der Habsburger-Dynastie.

Trotz der scheinbaren Distanzierung in der Nachkriegszeit zeigt das Buch von Dr. Polleroß eine reiche Verbindung von fast vier Jahrhunderten auf. Dieses Wissen bereichert die historische Perspektive und hat die Kraft, Völker und Kulturen zu vereinen. Die bilateralen kulturellen Beziehungen werden nicht nur in Museen wie dem Kunsthistorischen Museum oder dem Prado-Museum gepflegt, sondern sind überall auf der Straße sichtbar.

Direktor Mag. Iur. Ignacio Martínez-Castignani lud zu einem Besuch des Instituto Cervantes und zu einer spannenden Reise durch die Beziehungen zwischen Österreich und Spanien sowie zwischen der spanischsprachigen Welt und der Welt Österreichs in Mitteleuropa ein. Das Programm des nächsten Jahres verspricht, sechs sich überschneidende Geschichten zu behandeln, um Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart aufzuzeigen und eine gemeinsame Zukunft zu entwerfen.

 

Die Repräsentation der Habsburger (1493–1806)
Autor: Friedrich Polleroß
Michael Imhof Verlag
Format: 24 × 31 cm, 592 Seiten
658 Abbildungen in Farbe und 16 in Schwarz-Weiß
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7319-1229-3
Veröffentlicht: 21. Dezember 2022
Link: www.imhofverlag.de

Letzte Änderung am Freitag, 01 Dezember 2023 15:59
Maria Taramona

María Elena Taramona de Rodríguez, bekannt als Maria Taramona, ist Journalistin, Grafikdesignerin sowie Chefredakteurin und Herausgeberin der Zeitschrift „CulturaLatina & Österreich“.
Sie hat Informatik studiert und ein Diplom im Bereich Marketing erworben. Seit 2005 lebt sie in Österreich, wo sie 2009 in Wien ihre eigene Werbeagentur gründete. Daraus entstand später das zweisprachige Magazin „CulturaLatina & Österreich“, das zunächst die spanischsprachige Community vernetzen sollte und sich heute zu einer Plattform für kulturelle, gesellschaftliche und diplomatische Themen aus Österreich und der lateinamerikanischen Szene entwickelt hat.

Mit großem Engagement setzt sich Maria Taramona dafür ein, Brücken zwischen der österreichischen und internationalen Kulturen zu bauen, den interkulturellen Austausch zu fördern und so gegenseitigen Respekt sowie eine offene, vielfältige Gesellschaft zu stärken.

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