Die Wienerinnen und Wiener haben 181 Staatsbürgerschaften und damit vielfältige Muttersprachen. 86 % der Wienerinnen und Wiener mit Migrationshintergrund der ersten Generation sprechen in ihrem Alltag mindestens zwei verschiedene Sprachen. 52 % der Wiener Kinder wachsen derzeit mehrsprachig auf, so das Ergebnis des Wiener Integrations- und Diversitätsmonitors, der die Veränderungen innerhalb der Wiener Einwanderungsgesellschaft sichtbar macht und von der Abteilung Integration und Diversität der Stadt Wien herausgegeben wird.
„Wien hat einen unglaublichen Schatz an Sprachenvielfalt. Durch eine Sprachen-Offensive sollen Wienerinnen und Wiener die Möglichkeit bekommen, ihre Muttersprache zu festigen. Dadurch entsteht eine Win-Win-Situation: Das Erlernen der Muttersprache hilft beim Deutsch-Erwerb und die erworbene Mehrsprachigkeit ist ein großer Vorteil im beruflichen und internationalen Kontext“, so Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr.
Sprachförderung mit Welt-Koffer und Bücherdrachen
Die sprachliche Bildung und Förderung beginnt im Kindergarten. In den Wiener Kindergärten findet diese alltagsintegriert statt und orientiert sich an den Kompetenzen und Interessen der Kinder. Sprachförderprojekte – wie der Welt-Koffer, der unterschiedliche Materialien mit einem Bezug zu anderen Sprachen und Kulturen beinhaltet, Besuche des Bücherdrachens Leselilli, eines Stoffdrachens voller mehrsprachiger Bücher oder auch die mehrsprachige Bilderbuchzeitschrift „Papperlapapp“, die im Kindergarten in der deutschen Sprache erarbeitet wird und zu Hause von den Eltern in der Familiensprache vorgelesen werden kann – ergänzen das alltagsnah ausgerichtete Bildungskonzept. Daniela Cochlár, Leiterin der Abteilung Stadt Wien - Kindergärten: „Kinder in all ihren Sprachen wertzuschätzen, bedeutet eine Stärkung und Bewusstwerdung ihrer Identität und trägt zu einem positiven Selbstbild bei. All das wirkt sich letztendlich auch äußerst positiv auf die Motivation der Kinder aus, eine neue Sprache – nämlich Deutsch – zu lernen.“
Zuhören und Lesen
„Das aktive Zuhören und die dialogische Bilderbuchbetrachtung sind von zentraler Bedeutung für den Spracherwerb“, erklärt Hildegard Hefel, Leiterin des Referats Sprachliche Bildung. In pandemisch unbedenklichen Zeiten lesen ehrenamtlich tätige Lesepatinnen und Lesepaten in Wiener Kindergärten, Schulen und Horten Geschichten sowohl in Deutsch als auch in anderen Familiensprachen der Kinder, wie z.B. Serbisch, Arabisch oder Polnisch vor. Mehrsprachigen Lesestoff bietet die Kinderbücherei der Weltsprachen in der Hütteldorfer Straße, im 15. Bezirk mit fast 14.000 Medien in über 50 Sprachen.
Historischer Hintergrund des Internationalen Tags der Muttersprache
Die Geschichte des Internationalen Tag der Muttersprache geht auf einen Konflikt im Jahr 1952 im damaligen Pakistan zurück. Die Regierung Pakistans beschloss die Erhebung von Urdu zur alleinigen Amtssprache. Urdu war jedoch nur für 3 % der Bevölkerung Muttersprache, und in Ostpakistan wurde sogar fast ausschließlich Bengalisch gesprochen. Bei Protesten in Dhaka am 21. Februar schoss die Polizei auf Demonstranten; es gab Tote. Die fortwährende sprachliche und kulturelle Unterdrückung Ostpakistans führte schließlich 1971 zur Abspaltung und zur Gründung von Bangladesch.
Auf Initiative Bangladeschs – und stellvertretend für den Kampf aller Bevölkerungsgruppen, die ihr kulturelles und sprachliches Erbe bewahren und schützen wollen – beschloss die Generalkonferenz der UNESCO im Jahr 1999, diesen Tag zum Internationalen Tag der Muttersprache zu machen.
Sprachliche Vielfalt in Österreich
Doch wie ist die Situation hinsichtlich der sprachlichen Vielfalt in Österreich? Hierzulande werden mehr als 200 verschiedene Sprachen gesprochen. Zu den wichtigsten Umgangssprachen gehören neben der deutschen Sprache insbesondere Kroatisch und Türkisch.
Darüber hinaus sind Kroatisch, Ungarisch, Slowenisch, Tschechisch, Slowakisch, die Österreichische Gebärdensprache, sowie Romani anerkannte Minderheitensprachen. Zudem sind in bestimmten Gemeinden neben Deutsch auch Ungarisch, Slowenisch und Burgenland-Kroatisch Amtssprachen. Hinzu kommen die verschiedenen deutschen Dialekte, die in Österreich gesprochen werden.
Andere in Österreich gesprochene Sprachen sind: Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Latein und Russisch.
Sprachen sind Teil des kulturellen Erbes der Menschheit und nicht zuletzt auch wichtige Instrumente für den Erhalt und die Entwicklung des materiellen und immateriellen Kulturerbes.
Muttersprache Spanisch
Insgesamt sprechen 585 Millionen Menschen auf der Welt Spanisch (7,5% der Weltbevölkerung). Davon ist Spanisch bei 489 Millionen ihre Muttersprache, was sie zur zweit meistgesprochenen Sprache auf der Welt macht, laut Cervantes Institut Bericht "El español: una lengua viva. 2020".